Tagung infoclio.ch 2012 – Zugangs- und Nutzungsrechte für historische Quellen im Web

Dies ist über den DHD Verteiler auf mich gekommen und ich verteile es hiermit weiter:

Titel: Zugangs- und Nutzungsrechte für historische Quellen im Web
Datum: 2. November 2012
Ort: Bern, Kornhausforum (Kornhausplatz 18)
Organisation: infoclio.ch, e-codices

Website: http://www.infoclio.ch/
Online-Anmeldung (kostenlose Teilnahme): http://www.infoclio.ch/de/anmeldung

Die Tagung widmet sich dem für die Forschung im 21. Jahrhundert wichtigen direkten Zugang zu den historischen Quellen im Internet. Sie setzt sich zum Ziel, die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Akteure und Akteurinnen herauszuarbeiten und den betroffenen Organisationen dabei behilflich zu sein, ihre Positionen zu reflektieren und Massnahmen und Richtlinien zu formulieren.

Das wachsende Angebot online vermittelter Quellen ermöglicht es Forschenden, direkt auf digitale Dokumente zuzugreifen, sie zu bearbeiten und ihre Texte direkt damit zu belegen. Gleichzeitig sind Online-Editionsformen entstanden, die neue Möglichkeiten zur Publikation von Dokumenten bieten und damit Gedächtnisinstitutionen und Verlage gleichermassen herausfordern.

Dennoch bleibt die Frage des Zugangs und der Nutzung digitaler Dokumente heute weitgehend ungeklärt. Dies ist in erster Linie den Unsicherheiten zuzuschreiben, die sich bei der Arbeit mit Quellen in Bezug auf Copyright ergeben. Die Nutzung solcher Quellen aus dem Internet stellt nach wie vor eine Grauzone dar.

Diese Situation – noch verschärft durch aufgeheizte Auseinandersetzungen um das Geistige Eigentum – ist unbefriedigend, da sie die Verbreitung des kulturellen Erbes im Web zu bremsen und das Potential der digitalisierten Quellen einzuschränken droht.
Diese Tagung verfolgt ein dreifaches Ziel: Sie will erstens in Fragen des Zugangs und der Nutzung von historischen Quellen im Internet den internationalen Kontext beleuchten; zweitens die rechtlich unterschiedlichen Lösungsvorschläge von schweizerischen Institutionen präsentieren (inkl. Creative Commons Licences); und drittens möchten infoclio.ch und e-codices die verschiedenen beteiligten Akteure und Akteurinnen motivieren, in einen Dialog zu treten, einen Dialog für eine gemeinsame Strategie zur Erarbeitung einer dauerhaften digitalen Forschungsumgebung.

Die Anmeldung erfolgt via Anmeldeformular auf der Webseite.

Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldeschluss ist der 27. Oktober 2012.

Programm:

9h00: Empfang

9h30: Begrüssung – Christoph Flüeler (e-codices, Universität Freiburg), Enrico Natale (infoclio.ch)

9h45: Eröffnungsrede – Andreas Kellerhals, Direktor des Schweizerischen Bundesarchivs (BAR)

10h00: Monika Dommann, Präsidentin Kommission infoclio.ch – Die Geister des Geistigen Eigentums: Ein historischer Kommentar

10h30–12h15: Session 1: Historische Quellen und Geistiges Eigentum: Schweizerische und internationale Rahmenbedingungen

• Stuart Hamilton, Director Policy and Advocacy, International Federation of Library Associations (IFLA) – Flexibility For Better Access: Copyright Exceptions for Libraries and Archives
• Mira Burri, World Trade Institute, Universität Bern – Digital Technologies and Cultural Heritage
• Simon Schlauri, Ronzani Schlauri Rechtsanwälte, Zürich / Universität Zürich – Creative Commons und historische Quellen
• Edzard Schade, Professor of Digital Archiving and Multimedia Archives, HTW Chur – Projekt für ein nationales digitales Rundfunkarchiv

12h15-13h30: Mittagessen

13h30-14h30: Session 2: Fallstudien

• Barbara Roth, Conservatrice des manuscrits, Bibliothèque de Genève – Sources médiévales et modernes sur Internet: les questions que se posent les bibliothèques et centres d’archives
• Geneviève Clavel, Responsable coopération nationale et internationale, Bibliothèque nationale suisse (BN) – Ressources historiques suisses sur les portails internationaux

Pause

15h00-16h30: Podiumsdiskussion: Gewährung des Zugangs und der Nutzung historischer Quellen – eine gemeinsame Verantwortung?

• Moderation: Rainer Stadler, Journalist NZZ
• Stéfanie Rey, Amtsjuristin, Schweizerisches Bundesarchiv (BAR)
• Hans Ulrich Locher, Geschäftsführer, Bibliothek Information Schweiz (BIS)
• Sacha Zala, Vizepräsident, Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG)

Wir freuen uns, Sie bald in Bern begrüssen zu dürfen

Freundliche Grüsse

Infoclio.ch
Hirschengraben 11
Postfach 6811
3001 Bern
Tel: +41 31 311 75 72
enrico.natale@infoclio.ch

THAT Camp Paris 25.-26.09.2012 – preview und Stipendium

Um es gleich vorweg zu nehmen, das Stipendium für junge frankophone Teilnehmer gedacht, die nicht in Frankreich wohnen, aber gerne am diesjährigen THAT-Camp in Paris teilnehmen wollen. Wer sich um ein solches Stipendium bewerben möchte, der sollte sich schleunigst bis 15.9. an Pierre Mournier unter pierre.mounier at openedition.org wenden.
Wir erinnern uns. Das THAT-Camp in Paris 2010 hat uns das wunderbare, vielsprachige Manifest für die digitalen Geisteswissenschaften geschenkt. Was wird es diesmal geben wird, davon werde ich mich vom 24. bis 26. September selber in Paris überzeugen. Da es nicht so ganz einfach ist, Informationen über dieses Event zu finden, poste ich hier ein paar Links zu Programm und Listen, um das google Ranking etwas zu befördern.

  • Liste der Teilnehmer: http://barcamp.org/w/page/404180/Participants
  • Ein Programm gibt es natürlich noch nicht, aber hier eine Liste der bislang eingegangenen Vorschläge: http://barcamp.org/w/page/54347000/propositions und hier einige Ideen der Veranstalter http://tcp.hypotheses.org/600
    • Für das Bootcamp am 24.-25. September sind folgende ateliers vorgesehen:

    • lundi 24 10h-13h : Analyse visuelle de réseaux pour les sciences humaines et sociales, par le médialab de Sciences Po/li>
    • lundi 24 14h-17h : Hacker les sources XML-TEI d’une revue de sciences humaines pour analyser son corpus d’articles avec la plateforme TXM, par le laboratoire ICAR/li>
    • mardi 25 10h-13h : The Hacking Humanist. A modest introduction into Python, par le CVCE

    JW.

    Nachlese DH2012 Hamburg #dh2012

    Gerade sendet Martin Liebetruth von der SUB einen Hinweis auf den heute in der FAZ erschienenen Artikel von Thomas Thiel über die DH2012 Tagung in Hamburg. Ein willkommener Anlaß, selber ein wenig zu reflektieren und die Eindrücke Revue passieren zu lassen. Mir gefällt der Artikel gut, ich möchte eigentlich sogar uneingeschränkt zustimmen. Besonders am Herzen liegt mir die folgende Passage, die eher kritische Töne anschlägt:

    „Wollen die Digital Humanities keine weitere Art der Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften sein, müssen sie den Dialog zu den „traditionellen“ Kollegen viel stärker suchen.“

    Eben dieser Dialog mit den „traditionell“ arbeitenden Kollegen kommt mir, als „gelernter“ Historiker, oft zu kurz. So sehr auch ich mir manchmal das „Ende der Einzelforschung“, so eine mit Fragezeichen versehene Zwischenüberschrift des Artikels, wünsche – wir werden uns damit noch etwas gedulden müssen, wenn ganze Fächer nicht neu erfunden bzw. restrukturiert werden sollen. Es scheint mir geradezu wesenhaft für einige Disziplinen, dass eine Person sich mit einer für sie wichtigen Frage beschäftigt und eine Meinung dazu bildet, die dann von anderen geteilt oder kritisch verworfen werden kann. Diesen Meinungsbildungsprozeß zu kollektivieren, dazu fehlen uns heute oft noch die (telepathischen) Mittel. Am Ende könnte ein solch kollektiver Forschungsprozeß auch zu ähnlichen Problemen wie in den Naturwissenschaften führen, wo Forschungsleistungen in Autorenkollektiven peinlich genau in Nennungsreihenfolgen bei Artikelpublikationen abgebildet werden müssen. Und über allem schwebt dann, zurecht oder zu unrecht, der betreuende Lehrstuhlinhaber… Da haben wir es, mit der obligatorischen Nennung im Vorwort oder in der Fußnote, bislang noch leichter. Ein wenig Individualismus scheint mir also in den Geisteswissenschaften durchaus angebracht zu sein, zumal sich viele Probleme, die dort gewälzt werden, am Ende kaum empirisch fassen lassen und am Ende vielleicht wenig mehr als „Mißverständnisse“ der intradisziplinären Kommunikation oder letzlich – etwas poetischer – „Stufen auf der Leiter der (Selbst)Erkenntnis“ sind.

    Analog zu Thiel würde ich auch mein Fazit formulieren. Er schreibt:

    „In Feldern wie der Sprachdokumentation beweisen die computergestützten Methoden ihren Nutzen, auch in den Sozialwissenschaften oder der Begriffsgeschichte kann man sich von den quantitativen Methoden einiges versprechen. Bei der Analyse von ästhetischen Phänomenen wurden die Grenzen der Statistik dagegen schnell deutlich. Ein Beispiel gab ein Vortrag, der auf der Basis technisch gestützter Wortfrequenzanalysen den Stil von Charles Dickens untersuchte und zu dem Ergebnis kam, es gebe hier viele Figuren „mit den Händen in den Hosentaschen“. Dass im Herzen der digitalen Geisteswissenschaften noch immer das Sinnverstehen steht, wie Jan Christoph Meister sagte, wer hätte es hier noch vermutet.“

    Ich hatte ein ähnliches Erlebnis mit dem Vortrag über die Möglichkeiten der 3D Visualisierung von Gedichten (http://lecture2go.uni-hamburg.de/konferenzen/-/k/13977). Es zeugt von Empathie, wenn man Texten mit zweidimensionalen Darstellungen keine Gewalt mehr antun möchte, aber hat es irgendeinen heuristischen Wert, dreidimensionale Modelle von Texten anzufertigen, die letzlich auf der Reihenfolge von Buchstaben im Alphabet beruhen? Das mag hübsch aussehen, aber wo bleibt die Message des Textes und welchen praktischen Nutzen könnte ein solches Modell haben, das frei jeder Semantik agiert?

    Unterm Strich bleibt bei mir der Eindruck spannender, stimulierender und manchmal auf verwirrender Vorträge und Präsentationen, die in freundlich entspannter Athmosphäre zu einer Vielzahl von Pausengesprächen führten, die sich am Ende als mindestens ebenso anregend wie die Tagungsbeiträge selber herausgestellt haben. Die nächste DH-Tagung 2013 findet in Lincoln (Nebraska) statt, ein Ort, den ich erst mal über google maps verorten mußte, denn in Nebraska war ich bislang noch nie. „In the middle of nowhere“, sagt man dazu wohl. Ob es mich nächstes Jahr dorthin verschlagen wird, kann ich noch nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ausschließen möchte ich es aufgrund der Erfahrungen in Hamburg keineswegs. Es ist eine nette Community mit einem spannenden Thema, das hoffentlich noch einige Jahre die Aufmerksamkeit beanspruchen kann, die ihm momentan zuteil wird.

    JW

    PS: Inzwischen sind sämtliche Videos und Abstracts der auf der Tagung gehaltenen Vorträge online. Und hier gibt es auch einen Pressespiegel zu der Tagung.

    Neue Webseite von Digital Humanities Deutschland: www.dig-hum.de

    webseiteInzwischen ist die neue Webseite von Digital Humanities Deutschland http://www.dig-hum.de/ online. Wenn ich die URL geahnt hätte, dann hätte ich für meinen Blog etwas anderes überlegt. Da hat sich wohl was überschnitten…. Aber was solls. Je mehr Digital Humanities desto besser, würde ich sagen. Die Seite hat jedenfalls das Zeug, zu meiner Lieblingsseite zu werden und ich werde einen direkten Link auf die homepage meines Blogs platzieren, falls sich jemand mal vertippen sollte.
    In der Seitenmitte von dig-hum.de gibt es ein Fenster mit aktuellen Projekten. Das finde ich sehr praktisch und informativ. Ich bin schon sehr gespannt auf die Gründungssitzung in Hamburg.

    Portal Kulturerbe Niedersachsen ist online gegangen

    Kurzmitteilung

    Unter der Adresse http://kulturerbe.niedersachsen.de/ ist das gleichnamige Portal  online gegangen. Mir gefällt das Angebot sehr gut (das gepanzerte Nashorn von Dürer in der oberen Bildleiste ist genial). Der Viewer funktioniert sehr gut. Ich würde mir noch eine Downloadmöglichkeit für die Objekte im PDF-Format wünschen, damit man bestimmte Ansichten einfacher lokal speichern kann, wenn man später daran weiterarbeiten will.

    Tagungsbericht „Mapping the Landscape of eResearch. Text – Image – Annotation“

    Kurzmitteilung

    Ich habe einen Tagungsbericht zu dem Workshop „Mapping the Landscape of eResearch. Text – Image – Annotation“ geschrieben, der unter folgendem Link angesehen werden kann: Tagungsbericht, Max Planck Digital Library, Berlin 22.-23.2.2012. Infos zu den dortigen Vorträgen gibt es auf der Seite http://www.mpdl.mpg.de/main/landscapeoferesearch.htm oder auch die Slides direkt unter dem folgenden Link.

    DHd-Blog / Digital Humanities im deutschsprachigen Raum

    Screenshot DHd-Blog

    Dieser moderierte Blog bietet die momentan wohl aktuelleste Übersicht zu Digital Humanities Aktivitäten im deutschsprachigen Raum. Er ist aufgrund einer gemeinsamen Initiative von Textgrid und DARIAH-DE entstanden und wird an der Göttinger SUB sowie am MPU für Wissenschaftsgeschichte in Berlin betreut. Er will aktuellen und zentralen Themen und Entwicklungen im Bereich der Digital Humanities ein Forum bieten.
    JW