Digital Humanities 2020 – 9 Thesen für DHD 2014 in Passau

Im Kontext der Diskussion um die zukünftige Ausrichtung der Digital Humanities als Fachdisziplin oder auch Forschungspraxis stellen die Veranstalter der DHD 2014-Tagung vorab neun Thesen zur Diskussion. Das passt gut zum meinem Blogbeitrag auf digihum vom Februar zu Dgital Humanities zwischen eigener Disziplin und Hilfswissenschaft. Eine ausgearbeitete Version des Thesenpapiers kann man hier herunterladen. Ich bin gespannt auf die Diskussion in Passau natürlich auch auf die weitere Entwicklung der Digital Humanities in Deutschland. Die Überschrift weist aber schon darauf hin, dass diesbezüglich aber in europäischem Maßstab gedacht werden muß. Ohne eine enge Verzahnung der deutschen Forschungslandschaft mit den übrigen europäischen Ländern, ist eine erfolgreiche Zukunft kaum denkbar. Dariah.eu ist eine Infrastrukturmaßnahme auf dieser Ebene, in deren Rahmen eine fruchtbare Weiterentwicklung der Digital Humanities auch in Deutschland vorstellbar erscheint.

Deutsches Kulturerbe auf dem Weg in die Europeana II

Konferenz am 20. und 21. März 2014 in der Staatsbibliothek zu Berlin

„Die Konferenz deckt eine große Bandbreite der rund
um die Europeana diskutierten und bearbeiteten Themen ab. Dabei stehen
inhaltliche, technische sowie vermittlungsbezogene Fragestellungen und
Metadaten-Standards im Mittelpunkt. Schließlich zeigen stark inhaltlich
orientierte Europeana-Projekte die Vielfalt des digitalen Kulturerbes
Europas, von Materialien zum Ersten Weltkrieg über antike Inschriften
bis hin zu Kreationen von Mode-Designern.Veranstalter
der Tagung sind AthenaPlus, Deutsche Digitale Bibliothek, Europeana
Collections 1914-1918, European Film Gateway, Europeana Inside, Partage
Plus und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.“

Digital Humanities in Berlin – Grenzen überschreiten. 28.2.14


Mitten in der närrischen Zeit fand in Berlin eine bemerkenswerte Veranstaltung des Einstein-Zirkels Digital Humanities an der FU Berlin statt, auf der sich Projekte aus Berlin um Umgebung gemeinsam präsentierten und über ein koordiniertes Vorgehen bei der Institutionalisierung von Digital Humanities in Berlin verständigen wollten. Das erste Ziel wurde eindrucksvoll mit einer Vielzahl von Postern (ca. 60) und dazu gehörigen 1-minütigen Flashlight-Präsentationen erreicht. Beste Voraussetzung also für eine Vernetzung der lokalen Projekte untereinander und zugleich eine Möglichkeit, sich einen einen Überblick über die vielfältigen Arbeiten rund um die Digitalen Geisteswissenschaften und die beteiligten Institutionen zu verschaffen.
Das zweite Ziel, die Verständigung über ein koordiniertes Vorgehen der beteiligten Institution, erschien dagegen bedeutend schwieriger. Auf einer Podiumsdiskussion am Ende der Veranstaltung, auf der Vertreter des MPI für Wissenschaftsgeschichte (MPIW), der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), der Humboldt-Universität (HU) und der Freien Universität zu Berlin (FU) saßen, konnte man sich nicht auf ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen einigen. Während die HU zunächst erst mal abwarten möchte, wie sich das Feld entwickelt und DH in den einzelnen Fachdisziplinen fördern möchte, will die FU ein DH Zentrum zur Koordination der dortigen Aktivitäten einrichten, dass aber eben nur begrenzt im Rahmen der eigenen Institution agieren kann und soll. Für die Einrichtung einer DH-Professur wurde von beiden Universitäten keine mittelfristige Perspektive gesehen. Die Frage der Ausbildung von Nachwuchs und entsprechenden Studiengängen blieb unbeantwortet im Raum stehen.
Die kleineren, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, zeigten sich bei der DH-Koordination zwar vergleichsweise aktiver als die großen Universitäten, sehen sich aber wohl nicht in der Lage und auch nicht berufen, eine Koordination allein aus eigenen Mitteln zu organisieren. So wird Berlin wohl in naher Zukunft kein Institutions-übergreifendes Zentrum für Digital Humanities erhalten, aber immerhin gibt es ja mit dem Einstein-Zirkel DH Berlin (HU) und dem interdisziplinären Forschungsverbund „Digital Humanities in Berlin“ (BBAW) schon zwei Gruppen, die sich aktiv um eine Koordination von DH-Aktivitäten am Standort Berlin bemühen. Wer sich genauer über die Berliner DH-Szene informieren will, kann dies nun komfortabel mit dem Abstractheft der Veranstaltung tun, das unter der Adresse http://edoc.hu-berlin.de/oa/articles/reulo7iRFkvc/PDF/22OGIt0MQgz9s.pdf zum download zur Verfügung steht (urn:nbn:de:kobv:11-100215728).

Nachtrag am 7.3.14:
Erfreulicher Weise ist es doch noch zu einer gemeinsamen Stellungnahme der Berliner Institutionen zu DH gekommen, die unter http://www.ifdhberlin.de/memorandum/ nachzulesen ist. Darin wird unter anderem festgehalten, dass der „Interdisziplinären Forschungsverbund „Digital Humanities in Berlin“ als
ein Forum zur Stärkung der gemeinsamen Interessen in Forschung, Lehre
und nachhaltiger Datenbereitstellung über die etablierten Fach- und
Organisationsgrenzen hinweg“ genutzt werden soll. Als eine erste Maßnahme soll „ein einrichtungsübergreifendes Verzeichnis der angebotenen Lehrveranstaltungen“ zusammengestellt werden. Das finde ich eine sehr gute Initiative, die wir vor kurzem auch in Göttingen realisiert haben: http://www.gcdh.de/en/teaching/dh-related-seminars/. Darüber hinaus soll ein Ressourcenkatalog und „Empfehlungen zur Anwendung und Weiterentwicklung sowohl von standardisierten Datenformaten, Normdaten und Metadaten als auch von etablierten Methoden und Werkzeugen in den Digital Humanities, zur Gestaltung virtueller Forschungsumgebungen, der Praxis nachhaltiger Archivierung und Pflege von digitaler Forschungsdaten sowie rechtlicher Aspekte“ erarbeitet werden. Aufgrund der Vielfalt der in Berlin vertretenen Projekte ist dies sicher zugleich eine ebenso reizvolle wie herausfordernde Aufgabenstellung, die hoffentlich auch über Berlin hinaus wirken wird.