Hier ein crosspost aus der DHD Mailingliste, der mir beachtenswert erscheint, da die Geschichte der Digital Humanities bislang noch kaum geschrieben ist und noch einer (wissenschaftshistorischen) Würdigung harrt. Das ist auch wichtig für die zukünftige Entwicklung dieses Ansatzes!
www.tustep.uni-tuebingen.de/kolloq.html
Wilhelm Ott schreibt:
„Ein für die Geschichte der Digital Humanities im deutschsprachigen
Raum nicht unwichtiges Datum jährte sich am Wochenede zum 40. Mal:
Am 17. November 1973 fand das erste „Kolloquium zur Anwendung
der EDV in den Geisteswissenschaften an der Universität Tübingen“
statt. Beim letzten dieser insgesamt 90 Kolloquien sprach am
5. Februar 2005 John Unsworth zum Thema „The importance of
digitization and cyberinfrastructure in the humanities“.
Bei vielen dieser Veranstaltungen stand TUSTEP im Vordergrund, das
Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen, das wir mit dem Ziel
der optimalen Unterstützung des wissenschaftlichen Umgangs mit
Textdaten am Zentrum für Datenverarbeitung und in Zusammenarbeit mit
vielen hier vorgestellten Projekten entwickelt haben. Dennoch – oder
besser: gerade deshalb – haben wir es für notwendig gehalten, immer
wieder über den eigenen Horizont, d.h. insbesondere TUSTEP und seine
Anwendung, hinauszuschauen.
Einer der Höhepunkte war das 50. Kolloquium, bei dem Roberto Busa
über „Half a Century of Literary Computing: Towards a ‚New‘ Philology“
sprach (24. November 1990, genau 30 Jahre nachdem er in Tübingen
zusammen mit IBM das „Kolloquium über maschinelle Methoden der
literarischen Analyse und der Lexikographie“ vom 24.-26. 11. 1960
veranstaltet hatte).
Die Protokolle der ersten 83 Kolloquien wurden im ALLC Bulletin und
dessen Nachfolger Literary and Linguistic Computing (Oxford University
Press) publiziert, eine Auswahl auch in Historical Social Research HSR.
Die Protokolle aller 90 Kolloquien sind (ohne die im ALLC Bulletin
bzw. in LLC vorangestellten englischen abstracts) im Netz unter
www.tustep.uni-tuebingen.de/kolloq.html zugänglich. Sie stellen eine
der Quellen zur Entwicklung vom „literary and linguistic computing“
hin zu den „e-humanities“ in Deutschland und darüber hinaus dar – sie
decken eine Zeitraum von mehr als 30 Jahren ab, von der Zeit der
Datenerfassung und Programmierung über Lochkarten und der Ausgabe auf
Zeilendrucker bzw. Lichtsatz über Kathodenstrahl-Belichter bis hin zu
Internet, mobile media und e-publishing, von projekt-spezifischer
Programmierung in einer „höheren Programmiersprache“ wie FORTRAN hin
zur Nutzung von leistungsfähigen tools für die digital humanities,
von proprietären Datenformaten und Kodierungen zur Anwendung
etablierter Standards wie XML und TEI.
…“